Im Mai 2002 saß ich in meinem Schlafzimmer in Lilongwe, der Hauptstadt von Malawi, und wartete darauf, dass mich jemand abholte und in die Gemeinde brachte.
Ich war vor nur einer Woche aus Deutschland angereist, und dies war meine zweite Reise nach Afrika. Doch dieses Mal war ich nicht nur auf Besuch, sondern ich wollte dort bleiben und meinem Freund bei der Betreuung einer Gemeinde helfen. Doch weil er ziemlich eifrig ist, hatte er sich verpflichtet, auf eine Reise nach Indien und in die Schweiz zu gehen, und deshalb musste er mich nach meiner ersten Woche in Afrika alleine zurücklassen, mit Menschen, die ich nicht kannte. Die Gemeinde hatte tausend Mitglieder – und ich war die einzige weiße Person in der ganzen Versammlung. Vor seiner Abreise hatte mich mein Freund informiert, dass er dringend einen Jugendpastor brauchte und deshalb war ich kurzerhand zum neuen Jugendpastor ernannt worden.
Während ich also auf meinem Stuhl in meinem Zimmer saß, suchte ich Gott. Dies war mein allererster Sonntag in der Gemeinde und ich sollte mich an diesem Morgen an die Jugendlichen wenden und sie mit einer vollmächtigen und glaubensbildenden Botschaft aus dem Wort Gottes beeindrucken.
Als ich so auf meine Bibel starrte, fühlte ich mich nicht sehr vollmächtig und voller Glauben. Ich fühlte mich einsam, ängstlich und überfordert. Ich hatte einen totalen Kulturschock und hörte die Stimme der Leistungsorientierung, die mir sagte, dass ich versagen würde, dass ich es einfach nicht bringe und dass ich für die leidenschaftlichen Jugendlichen, denen ich begegnen würde, völlig belanglos sei. Ja, ich hatte eine Gruppe mit afrikanischen Jugendlichen, die ich beeindrucken sollte.
Nach ein paar Minuten, in denen ich voller Selbstmitleid war, entschloss ich mich, aufzustehen und zu Gott zu beten, der mich zu diesen Menschen gesandt hatte.
Ich begann, zu Gott zu schreien, dass Er kommen und mir mit meiner Predigt helfen sollte, als sich die Atmosphäre um mich herum plötzlich veränderte, während Seine Gegenwart den Raum zu füllen begann.
Es hat mich ehrlich gesagt total überrascht, dass ER wirklich zu mir kam. Seine Gegenwart war sehr deutlich spürbar. Es war der Vater selbst, der gerade den Raum betreten hatte.
In dem Moment, als ich realisierte, was geschehen war, zog ich meine innere Gebetsliste hervor und dachte: “Okay, Gott ist hier im Raum. Das ist doch eine gute Gelegenheit, um Ihm meine Anliegen und die Anliegen meiner Freunde und Familie vorzutragen. Vielleicht beantwortet Er sie ja alle?“ Also begann ich, meine Liste herunterzurattern, als ich plötzlich unterbrochen wurde. Etwas war falsch. Ich schaute Ihn an und sagte: „Du möchtest eigentlich nicht, dass ich jetzt meine Liste durchbete, oder? Was möchtest Du?“ Er schaute mich an und sagte: „Sohn! Lass mich dein Vater sein, und du bist einfach mein Sohn!"
In den nächsten paar Minuten überschüttete mich Gott, der Vater mit Seiner Liebe – in mein Herz und mitten in meine Ängste hinein. Als ich dort saß und Seine Liebe empfing und Seine Umarmung erlebte, begann sich meine Angst vor Versagen, Ablehnung und Einsamkeit zu legen und ein tiefes Wissen darüber, dass ich angenommen war, begann Wurzeln in meinen Herzen zu schlagen. Ich wusste plötzlich, dass ich nicht allein war und dass alles gut werden würde.
Als Er den Raum verließ, war die Angst in meinem Herzen fast verschwunden und ich war bereit, meine erste Predigt bei der Jugendgruppe zu halten.
Ich erzählte ihnen unter Tränen, was ich nun auch euch erzähle:
Es gibt einen Vater, der uns wirklich sehr liebt. Er kennt uns auf tiefere Weise, als wir uns selbst kennen. Er ist Vater und Er war schon immer Vater. Er ist nicht nur ein Vater. Er ist unser Vater (Matthäus 6,9) – und mehr noch, Er ist DEIN Vater! Seine Liebe ist starker als alle Ängste in unserem Leben. Seine Liebe ist perfekt und sie treibt die Angst von der Wurzel her aus.
1. Joh. 4,18: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus."
Seine Liebe verwandelt uns zurück in das Bild, in das wir ursprünglich geschaffen wurden. Aus 2. Korinther 3,18 wissen wir, dass wir, wenn wir Ihn anschauen, wenn wir Gott selbst anschauen anstatt auf unsere Ängste und Probleme zu sehen, durch den Geist in Sein Bild verwandelt werden. Als Gott, der Vater Adam erschuf, schuf Er ihn ohne Furcht. Adam und später auch seine Frau wussten nicht, was Angst, Scham, Schmerz oder Ablehnung war. Sie kannten nur Liebe – vollkommene Liebe! Durch ihre Beziehung zu Gott waren sie mit der Liebe selbst verbunden (1. Joh. 4,16). Erst als sie auf den Satan hörten, zerbrach ihre Beziehung zu Gott. Angst, Scham und Ablehnung traten in ihr Leben und kam dadurch auch in unser Leben.
Seit diesem Tag ist Gott der Menschheit stets mit einem Ziel im Kopf nachgegangen: Er will die Beziehung wiederherstellen, die wir mit Ihm hatten – und auch unsere Beziehungen miteinander und zu uns selbst.
Als Jesus von einem der Pharisäer gefragt wurde, was das größte Gebot im Gesetz sei, antwortete Er und sagte:
"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." (Matthäus 22,37-40)
Im Grunde genommen sagte Jesus sagte damit, dass es nur einen Grund dafür gab, gibt und geben wird, warum wir auf diesem Planeten leben. Der Grund ist eine dreifache Beziehung:
1. Die Beziehung zu Gott
Wenn wir unser Herz öffnen und Gottes Liebe empfangen, weil Er hat uns zuerst geliebt hat (1. Joh. 4,19), dann werden wir verändert und befähigt, Ihn ebenfalls zu lieben.
2. Die Beziehung zu uns selbst
Wenn wir durch Seine Liebe verändert werden, dann werden wir frei von Scham und Angst. Dies befähigt uns, uns selbst anzunehmen und zu lieben. Viel zu viele von uns mögen sich selbst nicht und das erschwert es uns, andere zu lieben.
3. Die Beziehung zu anderen
Wenn die Liebe des Vaters durch uns fließt, werden wir befähigt, in die Welt hinauszugehen und die Menschen um uns herum zurück ins Leben zu lieben!
Deshalb wollen wir unsere Herzen öffnen und Seine Liebe empfangen, wie ich es in Afrika in meinem Zimmer tat, damit wir verändert werden und Veränderung in unsere Familien, zu unseren Freunden und in die Welt um uns herum hineintragen können!